Rund zwei Drittel des deutschen Bierausstoßes entfallen auf die Sorte Pils – allerdings mit sehr starken regionalen Unterschieden: Während außerhalb Bayerns beinahe vier von fünf Suden nach Pilsener Art eingebraut werden, setzten Bayerns Brauer mehr auf geschmackliche Vielfalt und Abwechslung: mit einem Ausstoßanteil von gut 20% ist das Pils innerhalb der einzigartigen Sortenvielfalt der bayerischen Brauwirtschaft eine Bierspezialität von vielen.
Die Hochburgen der bayerischen Pilsbrauer liegen in Franken. Rund 50 Prozent des nordbayerischen Bierausstoßes entfallen auf die Biere pilsener Brauart. Das besonders weiche Wasser der fränkischen Mittelgebirgslandschaften und der feine Aromahopfen aus heimischen Hopfengärten geben ihm sein unverwechselbares Aroma. Über Jahrhunderte dominierten dunkle Biere den bayerischen Markt. Diese Biere weisen eine ausgeprägte Malzsüße auf, die ihnen besondere Süffigkeit verleiht.
Pilsener Brauart – bayerischer „Erfinder“
Josef Groll (1813 - 1887) aus dem niederbayerischen Vilshofen war es, der am 5. Oktober 1842 im böhmischen Pilsen den ersten Sud jenes Bieres braute, dessen helle Farbe und besondere Hopfennote heute für eine ganze Sorte steht: Pils oder Pilsener.
Am 11. November desselben Jahres kam es erstmalig zum Ausschank – und trat seinen Siegeszug um die Welt an. In Pilsen wurde bis dahin obergärig gebaut (sog. „Oberhefenbier“). Aber die Biere wollten den Böhmen nicht mehr so recht schmecken. Qualität und Haltbarkeit ließen derart zu wünschen übrig, dass der Magistrat der Stadt sogar einmal 36 Fass des ungenießbaren Gebräus öffentlich ausschütten ließ.
Die brauberechtigten Bürger Pilsens entschlossen sich deshalb zunächst, eine neue Brauerei zu errichten, um die technischen Voraussetzungen für ein ordentliches untergäriges Bier zu schaffen. Man sprach damals vom „bayerischen Bier“, weil die untergärige Brauweise hier zuerst hatte Fuß fassen können und sich von Bayern aus immer weiter ausbreitete. Dem bayerischen Bier eilte bereits damals ein besonders guter Ruf voraus, bayerische Braumeister galten als Meister ihres Faches. Und so ließ man es nicht bei einem neuen Sudhaus bewenden, man engagierte auch einen bayerischen Braumeister, um das darniederliegende Pilsener Brauwesen grundlegend zu sanieren.
Josef Groll war ein mutiger Mann. Zunächst stellte er wunschgemäß die bis dahin in Pilsen übliche Bierproduktion auf Untergärung „nach bayerischer Art“ um. Ihm schwebte allerdings etwas völlig Neues vor. So verwendete er statt des damals gebräuchlichen dunklen Malzes ein sehr helles und gab dem Bier eine ungewöhnlich reichliche Gabe feinsten Saazer Aromahopfens bei. Ein völlig neues Geschmackserlebnis war geboren – und fand rasch Liebhaber weit über den Pilsener Raum hinaus. Josef Groll blieb nicht lange in Pilsen. Am 30. April 1845 lief sein Vertrag am Bürgerlichen Brauhaus in Pilsen aus. Er wurde nicht verlängert. Doch auch in seiner Nachfolge trugen bis 1900, also annähernd sechs Jahrzehnte lang, bayerische Braumeister die Verantwortung für die Pilsener Brauerei und deren berühmtes Bier. Josef Groll verstarb am 22. Oktober 1887 in seiner Geburtsstadt Vilshofen.